Symptome der Wechseljahre

Die häufigsten Symptome der Wechseljahre und ihre Ursachen
Die Wechseljahre sind eine natürliche Lebensphase, in der der weibliche Körper tiefgreifende hormonelle Veränderungen durchläuft. Viele Frauen fragen sich: Welche Symptome treten auf und wie kann man diese Wechseljahresbeschwerden erkennen? In diesem Beitrag beleuchten wir evidenzbasiert die häufigsten Symptome der Wechseljahre, erklären die biologischen Ursachen (z. B. Hormonveränderungen wie Östrogenmangel) und liefern aktuelle Zahlen.
Hitzewallungen und Nachtschweiß
Hitzewallungen zählen zu den bekanntesten Menopause-Symptomen. Sie äußern sich in plötzlichen Wärmeschüben, Gesichtsrötung und Schweißausbrüchen, oft gefolgt von Frösteln. Treten diese Episoden nachts auf, spricht man von Nachtschweiß, der den Schlaf beftreffen (S).
Biologische Ursache: Hauptauslöser ist der sinkende Östrogenspiegel in der Menopause. Der Östrogenmangel führt zu einer veränderten Thermoregulation im Hypothalamus (dem Temperaturzentrum im Gehirn). Kleine Schwankungen der Körperkerntemperatur lösen dann überproportional starke Reaktionen aus – die Blutgefäße weiten sich plötzlich und es kommt zu Schweißabsonderung, um vermeintliche Hitze abzuführen. Hitzewallungen und Nachtschweiß können über Jahre persistieren, klingen aber bei den meisten Frauen in der Postmenopause allmählich ab. Stress, Koffein oder scharfe Speisen können die Anfälle verstärken, während Entspannungstechniken oder hormonelle Behandlungen Linderung verschaffen können.
Schlafstörungen
Schlafstörungen in den Wechseljahren sind weit verbreitet. Viele Frauen haben Schwierigkeiten einzuschlafen oder wachen häufig in der Nacht auf. Ursachen sind oft vielschichtig: Hormonumstellungen können den Schlaf-Wach-Rhythmus direkt beeinflussen, und Symptome wie Nachtschweiß oder Angstgefühle tragen zusätzlich zu unruhigen Nächten bei. Eine Meta-Analyse beziffert die Prävalenz von Schlafstörungen in der Menopause auf rund 50 % – etwa jede zweite Frau in oder nach der Menopause leidet darunter (S).
Biologische Ursache: Hormonveränderungen (absinkendes Östrogen und Progesteron) beeinflussen die Schlafzentren im Gehirn. Östrogen wirkt normalerweise schlaffördernd, u. a. durch Effekt auf Neurotransmitter wie Serotonin. Fällt es weg, kann es zu Ein- und Durchschlafproblemen kommen. Außerdem begünstigt der nächtliche Abfall der Körperkerntemperatur Schlaf – doch Nachtschweiß-Episoden durch östrogenbedingte Thermoregulationsstörungen sabotieren diesen Mechanismus.
Stimmungsschwankungen
Stimmungsschwankungen und emotionale Achterbahnfahrten sind in der Menopause keine Seltenheit. Viele Frauen berichten über plötzliche Reizbarkeit, Nervosität oder Traurigkeit – manchmal scheinbar ohne klaren Auslöser. Solche häufigen Wechseljahresbeschwerden können den Alltag belasten. Epidemiologische Daten zeigen, dass je nach Untersuchungsgruppe bis etwa die Hälfte aller Frauen in der Menopause deutliche Stimmungsschwankungen oder Reizbarkeit erlebt (S). In einer globalen Studie gaben rund 50 % der Frauen in den Wechseljahren an, unter Stimmungsschwankungen oder Reizbarkeit zu leiden.
Biologische Ursache: Die hormonellen Schwankungen – insbesondere der Abfall von Östrogen und Progesteron – wirken sich auf Neurotransmitter im Gehirn aus (z. B. Serotonin, Dopamin). Östrogen hat normalerweise eine stimmungsaufhellende und angstlösende Wirkung; ein Mangel kann daher Stimmungstiefs und erhöhte Reizbarkeit begünstigen. Zusätzlich befinden sich viele Frauen in dieser Lebensphase in belastenden Situationen (Pubertät der Kinder, Pflege älterer Eltern, berufliche Veränderungen), was emotionalen Stress erzeugt. Die Menopause ist somit eine Zeit, in der biologische und psychosoziale Faktoren zusammenkommen und Stimmungsschwankungen auslösen können.
Kognitive Probleme (Brain Fog)
Viele Frauen bemerken in den Wechseljahren kognitive Veränderungen – oft beschrieben als “Brain Fog“. Darunter fallen Konzentrationsschwierigkeiten, Vergesslichkeit (z. B. man verlegt häufiger Dinge) oder das Gefühl, geistig weniger leistungsfähig zu sein. Diese kognitiven Probleme können verunsichern, sind aber in der Menopause weit verbreitet. Schätzungen zufolge erlebt etwa jede zweite Frau während der Peri- und Postmenopause solche Gedächtnis- und Konzentrationsstörungen. In wissenschaftlichen Reviews wird die Prävalenz subjektiver kognitiver Beeinträchtigungen in der Menopause mit rund 44–62 % angegeben (S), je nach Studie und Fragestellung.
Biologische Ursache: Östrogen spielt auch im Gehirn eine wichtige Rolle – es fördert u. a. die Kommunikation zwischen Nervenzellen und schützt vor neuronalem Stress. Wenn der Östrogenspiegel sinkt, berichten viele Frauen deshalb über Konzentrationsprobleme und Gedächtnislücken. Die gute Nachricht: Studien zeigen, dass diese kognitiven Symptome bei vielen Frauen nach einigen Jahren postmenopausal wieder nachlassen, wenn sich der Körper an das neue hormonelle Niveau gewöhnt.
Vaginale Beschwerden
Die hormonelle Umstellung der Wechseljahre betrifft auch den Intimbereich. Häufig klagen Frauen über vaginale Trockenheit, Juckreiz oder ein Brennen in der Scheide. Diese urogenitalen Beschwerden entstehen typischerweise etwas später im Menopause-Verlauf, werden dafür aber oft chronisch, wenn sie unbehandelt bleiben. Schätzungsweise 90 % der Frauen nach der Menopause leiden unter Symptomen der vaginalen Trockenheit,. Durch den Östrogenmangel kommt es zudem bei vielen Betroffenen zu Schmerzen beim Geschlechtsverkehr (Dyspareunie) und wiederkehrenden Harnwegsinfektionen; auch Harndrang oder leichte Inkontinenz können auftreten, da die Blasenschleimhaut von den gleichen hormonellen Veränderungen beeinflusst wird. Insgesamt fasst man diese Beschwerden heute unter dem Begriff genitourinary syndrome of menopause (GSM) zusammen, da Vagina und Harntrakt gemeinsam betroffen sein können.
Biologische Ursache: Die Ursache vaginaler Menopause-Symptome ist in erster Linie der Östrogenmangel. Östrogen sorgt in den fruchtbaren Jahren für eine gute Durchblutung und Elastizität der Vaginalhaut sowie für eine ausgewogene Scheidenflora. Sinkt der Östrogenspiegel, wird die Vaginalschleimhaut dünner und trockener; es bildet sich weniger natürliches Gleitsekret. Lokal angewendete Östrogencremes oder -zäpfchen, Gleitmittel sowie pflanzliche Präparate (z. B. mit Isoflavonen) können Linderung schaffen. Wichtig ist auch, offen mit dem*der Gynäkolog*in über solche Beschwerden zu sprechen – es gibt heute wirkungsvolle Behandlungsansätze, um Lebensqualität und Sexualleben in der Menopause zu erhalten.
Gewichtszunahme und Figurveränderungen
Viele Frauen stellen in den Wechseljahren eine unerwünschte Gewichtszunahme fest – besonders Fettpolster am Bauch bilden sich leichter. Tatsächlich gehört eine Veränderung der Körperzusammensetzung zu den häufigen Wechseljahresbeschwerden: Etwa 60–70 % der Frauen in der Lebensmitte nehmen an Gewicht zu, insbesondere während der Perimenopause und frühen Postmenopause. Oft handelt es sich nur um ein paar Kilo über mehrere Jahre, doch rund 20 % der Frauen nehmen mehr als 10 kg zu. Neben dem höheren Gewicht fällt vielen auch eine veränderte Fettverteilung auf – weg von Hüfte und Oberschenkeln hin zu einer bauchbetonten Fettansammlung. Diese Veränderungen sind leider nicht nur kosmetisch: Viszerales Bauchfett steht im Zusammenhang mit erhöhtem Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen und Insulinresistenz.
Biologische Ursache: Hinter der Gewichtszunahme steckt eine Mischung aus hormonellen und altersbedingten Faktoren. Zum einen führt der Östrogenabfall dazu, dass sich der Grundumsatz senkt – der Körper verbrennt also im Ruhezustand etwas weniger Kalorien. Gleichzeitig beeinflusst Östrogen, wo Fett bevorzugt gespeichert wird; bei niedrigen Spiegeln verlagert sich die Fettablagerung eher in den Bauchraum.
Die Vielfalt der Wechseljahresbeschwerden
Die oben beschriebenen Symptome – Hitzewallungen, Schlafstörungen, Stimmungsschwankungen, kognitive Probleme, vaginale Beschwerden und Gewichtszunahme – gehören zu den häufigsten Wechseljahrebeschwerden. Doch jede Frau erlebt die Wechseljahre anders: Die Symptomvielfalt ist groß, und nicht jede Betroffene hat alle Beschwerden. Manche Frauen haben nur milde Symptome, während andere gleichzeitig mit zahlreichen Problemen zu kämpfen haben. Insgesamt sind über drei Dutzend verschiedene Symptome im Zusammenhang mit den Wechelsjahren dokumentiert. Im Folgenden eine (möglichst vollständige) Liste weiterer möglicher Wechseljahres-Symptome, die auftreten können – vom Kopf bis zu den Zehen:
- Zyklusschwankungen: Unregelmäßige Menstruationszyklen (in der Perimenopause häufig verkürzt oder verlängert, Zwischenblutungen)
- Kopfschmerzen oder Migräne: Häufiger oder stärker werdende Kopfschmerz-Attacken
- Herzklopfen/Herzrasen: Gefühl von Herzstolpern oder anfallsweise schneller Puls
- Schwindelgefühle: Plötzliche Schwindelattacken oder Gleichgewichtsstörungen
- Erschöpfung und Müdigkeit: Andauerndes Gefühl von Energielosigkeit, Tagesmüdigkeit
- Gelenk- und Muskelschmerzen: Neue oder verstärkte Schmerzen in Gelenken (z. B. Knien, Fingern) und Muskulatur, Steifigkeitsgefühle (besonders morgens)
- Kribbeln in Händen und Füßen: Missempfindungen wie Ameisenlaufen an den Extremitäten (sog. Parästhesien, inkl. Formication – dem Gefühl von Insekten auf der Haut)
- Hautveränderungen: Trockene Haut, Juckreiz, erhöhte Faltenbildung; teils auch Akne in den 40ern/50ern durch hormonelle Umstellung
- Haarausfall und Nagelveränderungen: Dünner werdendes Haar, vermehrter Haarausfall; brüchige oder spröde Fingernägel
- Brustspannen: Empfindliche, geschwollene Brüste (v.a. in der Perimenopause durch Hormonschwankungen ähnlich wie PMS)
- Libidoverlust: Weniger sexuelles Verlangen (verringerte Lust auf Sexualität)
- Schmerzhafter Geschlechtsverkehr: Durch Trockenheit und Schleimhautveränderungen verursachte Schmerzen beim Sex (Dyspareunie)
- Harnbeschwerden: Häufiger Harndrang, Stressinkontinenz (unwillkürlicher Urinabgang z. B. beim Niesen/Lachen), vermehrte Harnwegsinfekte
- Depressive Verstimmung: Anhaltende Niedergeschlagenheit, Interessenverlust oder gedrückte Stimmung (ggf. klinische Depression)
- Angstzustände: Neu auftretende Ängste, Panikattacken oder eine allgemeine innere Unruhe
- Schlafstörungen: Insomnie, nicht erholsamer Schlaf oder frühes Erwachen (falls nicht bereits oben abgedeckt)
- Burning-Mouth-Syndrom: Seltenere Beschwerde, bei der Frauen über ein Brennen an Zunge oder Mundschleimhaut klagen, ohne dass sich ein Befund findet – wurde im Zusammenhang mit der Menopause beschrieben
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Verdauungsveränderungen: Einige Frauen berichten auch über Blähbauch, Verstopfung oder Veränderungen des Appetits in dieser Zeit
Diese Liste zeigt: Die Menopause kann sich in einer Vielzahl von Symptomen äußern. Es ist hilfreich zu wissen, welche Symptome die Wechseljahre begleiten können, um Veränderungen im eigenen Körper besser einordnen zu können. Beschwerden sollte man immer ernst nehmen und ärztlich abklären lassen, um andere Ursachen auszuschließen und geeignete Behandlungen zu finden.
Fazit
Die Menopause ist eine sehr individuelle Erfahrung. Während manche Frauen relativ beschwerdefrei bleiben, erleben andere eine Kombination aus vielen der genannten Symptome. Wichtig ist, diese Veränderungen weder zu dramatisieren noch zu ignorieren: Wechseljahrbeschwerden zu erkennen und verstehen hilft, aktiv damit umzugehen. Viele Beschwerden lassen sich heute lindern – sei es durch Lebensstiländerungen, natürliche Unterstützung oder medizinische Therapien.
Zum Weiterlesen empfehlen wir zwei Artikel, die sich vertiefend mit Hilfsmaßnahmen befassen:
- Natürliche Hilfe und Lebensstilstrategien bei Wechseljahresbeschwerden – Dieser Beitrag gibt Tipps zu Ernährung, Bewegung, pflanzlichen Mitteln und anderen gesunden Gewohnheiten, um häufige Wechseljahresbeschwerden auf natürliche Weise abzumildern.
- Hormontherapie in der Menopause – Hier erfahren Sie, wann und wie eine Hormonersatztherapie zum Einsatz kommt, welche Vor- und Nachteile sie hat und wie sie Beschwerden wie Hitzewallungen Menopause oder Osteoporose-Risiken effektiv reduzieren kann.