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Wechseljahre verstehen

Perimenopause, Menopause, Postmenopause: Die 3 Phasen der Wechseljahre einfach erklärt

Die Wechseljahre, auch Klimakterium genannt, sind ein natürlicher und bedeutsamer Lebensabschnitt im Leben jeder Frau. Sie markieren einen Übergang, der von hormonellen Veränderungen geprägt ist und oft viele Fragen aufwirft. Viele Frauen in dieser Lebensphase suchen aktiv nach verlässlichen Informationen, um die Vorgänge in ihrem Körper besser zu verstehen und diese transformative Zeit selbstbestimmt gestalten zu können. Dieser Artikel möchte Ihnen genau das bieten: einen wissenschaftlich fundierten Überblick über die Phasen der Wechseljahre, die typischen Symptome und die zugrundeliegenden hormonellen Prozesse. Ziel ist es, die Wechseljahre zu entmystifizieren und Sie mit Wissen zu stärken.

Was genau sind die Wechseljahre (Klimakterium)? – Eine Definition

Die Wechseljahre bezeichnen die natürliche hormonelle Umstellungsphase im Leben einer Frau – den Übergang von der fruchtbaren Phase bis hin zur Zeit nach der letzten Regelblutung. Dieser Prozess ist primär durch das Nachlassen der Eierstockfunktion und die damit einhergehende Reduktion der Hormonproduktion, insbesondere des Östrogens, gekennzeichnet. Die ovarielle Reserve an Eizellen, also die Anzahl der entwicklungsfähigen Eizellen in den Eierstöcken, geht allmählich zur Neige (S).

Die Gesamtdauer der Wechseljahre erstreckt sich typischerweise über einen Zeitraum von etwa 7 bis 14 Jahren. Diese Zeitspanne ist jedoch sehr individuell und hängt von verschiedenen Faktoren wie Genetik, Lebensstil und dem spezifischen Hormonverlauf ab. Es ist wichtig zu verstehen, dass die Dauer der einzelnen Phasen und die Dauer der erlebten Symptome nicht immer identisch sind. So können beispielsweise vasomotorische Symptome wie Hitzewallungen auch noch Jahre nach der Menopause auftreten. Diese erhebliche individuelle Variabilität in der Dauer und Intensität der Wechseljahre unterstreicht, dass es keinen "Einheitsfahrplan" gibt, was für manche Frauen eine Quelle der Unsicherheit sein kann.

Die drei Abschnitte der Wechseljahre detailliert erklärt

Die Wechseljahre lassen sich grob in drei Hauptphasen unterteilen, die jeweils durch spezifische hormonelle Veränderungen und Symptome gekennzeichnet sind. Das STRAW+10-System (Stages of Reproductive Aging Workshop) bietet eine noch detailliertere wissenschaftliche Klassifikation dieser Phasen (S).


1. Perimenopause: Die Phase des Übergangs – Wenn die Hormone Achterbahn fahren

Die Perimenopause ist die Phase vor der letzte Regelblutung, in der die Hormonproduktion der Eierstöcke zu schwanken beginnt und erste Symptome auftreten können. Sie beginnt meist ab einem Alter von etwa 40 Jahren, manchmal auch früher, und dauert durchschnittlich 4 bis 8 Jahre, in manchen Fällen aber auch deutlich länger.

Hormonelle Veränderungen – Das subtile Spiel von Östrogen, Progesteron, FSH und LH:

  • Progesteronmangel fällt zuerst ab: Häufig sinkt der Progesteronspiegel bereits vor de Östrogenspiegel signifikant. Da Progesteron in der zweiten Zyklushälfte nach dem Eisprung gebildet wird und die Zyklen unregelmäßiger werden und Eisprünge häufiger ausbleiben (anovulatorische Zyklen), kommt es zu einer verminderten Progesteronproduktion. Dieser relative Progesteronmangel bei noch vorhandenem Östrogen kann zu einem Ungleichgewicht führen, das frühe Zyklusbeschwerden auslöst. (S)
  • Östrogenspiegel schwanken stark: Entgegen der Annahme eines stetigen Abfalls können die Östrogenspiegel in der Perimenopause stark schwanken und phasenweise sogar erhöht sein, bevor sie dann insgesamt absinken. Erst in der späten Perimenopause ist ein deutlicher Rückgang des Östradiolspiegels zu verzeichnen. Diese "hormonelle Achterbahnfahrt" ist für viele der wechselhaften Symptome verantwortlich. (S)
  • FSH (Follikelstimulierendes Hormon) steigt an: Als Reaktion auf die nachlassende Funktion der Eierstöcke und den Versuch, die Östrogenproduktion anzukurbeln, schüttet die Hirnanhangsdrüse vermehrt FSH aus. Die FSH-Werte beginnen oft schon zu steigen, bevor die Menstruationszyklen merklich unregelmäßig werden, und werden im Verlauf der Perimenopause zunehmend variabel und erhöht. Ein FSH-Wert von ≥25 IU/l kann ein Hinweis auf die späte Perimenopause sein, wobei die Diagnose primär klinisch anhand der Symptome und Zyklusveränderungen gestellt wird, da einzelne Hormonwerte aufgrund der starken Schwankungen nur begrenzt aussagekräftig sind. (S)
  • LH (Luteinisierendes Hormon): Die LH-Spiegel verändern sich ebenfalls, oft parallel zum FSH.
  • Inhibin B und AMH (Anti-Müller-Hormon) sinken: Diese Hormone, die ebenfalls in den Eierstöcken produziert werden, sind frühe Marker für die abnehmende ovarielle Reserve und ihre Spiegel sinken in der Perimenopause deutlich ab. (S)


Typische Symptome der Perimenopause:

Die Perimenopause kündigt sich oft schleichend an. Zu den häufigsten ersten Anzeichen gehören:

  • Zyklusveränderungen: Dies ist oft das allererste Symptom. Die Menstruationszyklen können kürzer oder länger werden, die Blutungen stärker oder schwächer, und Zwischenblutungen können auftreten. In der frühen Perimenopause sind eher kürzere Zyklen (weniger als 21 Tage) verbreitet, während in der späten Perimenopause längere Zyklen (mehr als 36 Tage) oder das Ausbleiben der Periode für 60 Tage oder länger typisch sind. (S)
  • Verstärktes Prämenstruelles Syndrom (PMS): Symptome wie Brustspannen, Kopfschmerzen oder Stimmungsschwankungen können sich intensivieren oder neu auftreten. (S)
  • Beginnende vasomotorische Symptome: Hitzewallungen äußern sich als plötzliche, intensive Wärmegefühle, die oft im Gesicht und Oberkörper beginnen und von Hautrötungen begleitet sein können. Nächtliches Schwitzen bezeichnet im Wesentlichen Hitzewallungen, die während des Schlafs auftreten und diesen stören können. (S)
  • Schlafstörungen und Reizbarkeit: Schlafprobleme können sich durch Schwierigkeiten beim Ein- oder Durchschlafen sowie durch nicht erholsamen Schlaf äußern, was oft auf die hormonellen Veränderungen und nächtliche Schweißausbrüche zurückzuführen ist. Eine erhöhte Reizbarkeit, bei der sich Frauen emotionaler oder ungeduldiger fühlen, kann ebenfalls auftreten und durch die hormonellen Schwankungen sowie mögliche Schlafdefizite verstärkt werden. (S)

 

Es ist wichtig zu verstehen, dass Frauen gerade in der Perimenopause oft eine höhere Symptomlast erfahren als in der Postmenopause, was vermutlich auf die unberechenbaren Hormonschwankungen zurückzuführen ist. Diese Phase kann sich als besonders herausfordernd erweisen, da der Körper sich an die neuen hormonellen Gegebenheiten anpassen muss.

Wenn Sie mehr über die Symptome erfahren möchten, finden Sie hier eine detaillierte Übersicht.

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2. Menopause: Der Zeitpunkt der letzten Regelblutung – Ein Wendepunkt

Die Menopause ist definiert als der Zeitpunkt der letzten natürlichen, von den Eierstöcken gesteuerten Menstruationsblutung. Dieser Zeitpunkt wird rückblickend bestimmt, nämlich dann, wenn über einen Zeitraum von 12 aufeinanderfolgenden Monaten keine weitere Blutung mehr aufgetreten ist (Amenorrhö) (S). Die Tatsache, dass die Diagnose erst im Nachhinein gestellt werden kann, bedeutet für viele Frauen eine Phase der Unsicherheit, in der sie nicht genau wissen, ob eine ausbleibende Periode bereits die Menopause markiert oder nur eine längere Pause im Rahmen der Perimenopause darstellt.
Das durchschnittliche Alter für die Menopause liegt bei etwa 51 Jahren. Verschiedene Faktoren können den Zeitpunkt der Menopause beeinflussen. So tritt sie bei Raucherinnen, Diabetikerinnen oder Frauen mit vielen Kindern tendenziell etwas früher ein. Auch genetische Faktoren spielen eine Rolle, oft erleben Mütter und Töchter die Menopause in einem ähnlichen Alter.
Zum Zeitpunkt der Menopause sind die Östrogenspiegel dauerhaft niedrig, und die FSH- sowie LH-Spiegel sind konstant erhöht, da die Eierstöcke nicht mehr auf deren stimulierende Signale reagieren. Es ist entscheidend zu verstehen, dass die Menopause selbst ein einzelner Zeitpunkt ist und keine Phase. Die damit verbundenen Symptome können jedoch noch lange andauern.

3. Postmenopause: Die Zeit danach – Ein neues hormonelles Gleichgewicht

Die Postmenopause beginnt definitionsgemäß 12 Monate nach der letzten Regelblutung und dauert bis zum Lebensende. Umgangssprachlich wird sie oft noch zu den Wechseljahren gezählt, insbesondere weil typische Beschwerden in den ersten Jahren noch anhalten können. (S)

In der Postmenopause bleiben die Östrogen- und Progesteronspiegel dauerhaft niedrig. Die FSH-Spiegel sind weiterhin hoch, stabilisieren sich aber typischerweise etwa zwei Jahre nach der Menopause auf diesem erhöhten Niveau. (S)

Während einige Symptome der Perimenopause, wie unregelmäßige Blutungen, nun verschwinden, können andere fortbestehen oder neue hinzukommen, die vor allem auf den chronischen Östrogenmangel zurückzuführen sind.

  • Vasomotorische Symptome: Hitzewallungen und nächtliches Schwitzen können auch in der Postmenopause noch jahrelang auftreten. Studien zeigen, dass fast 50% der Frauen vier Jahre nach der Menopause noch vasomotorische Symptome berichten, und etwa 10% sogar noch 12 Jahre danach. (S)
  • Urogenitale Atrophie (Scheidentrockenheit): Dies ist ein sehr häufiges Problem in der Postmenopause. Symptome wie Scheidentrockenheit, Schmerzen beim Geschlechtsverkehr, Juckreiz, Brennen und eine erhöhte Anfälligkeit für Harnwegs- und Scheideninfektionen nehmen mit den Jahren oft zu, wenn sie nicht behandelt werden. (S) Die Prävalenz ist hoch; eine europäische Studie (EVES-Studie) fand bei 90% der untersuchten postmenopausalen Frauen Anzeichen einer vulvovaginalen Atrophie. Erschreckenderweise erhält nur etwa die Hälfte der betroffenen Frauen eine Behandlung für diese oft sehr belastenden Beschwerden, was auf eine erhebliche Unterversorgung und möglicherweise auch auf eine Tabuisierung des Themas hindeutet. (S)
  • Osteoporose: In der Postmenopause rücken auch langfristige Gesundheitsaspekte, die mit dem Östrogenmangel zusammenhängen, stärker in den Fokus. Dazu gehören ein erhöhtes Risiko für Osteoporose und Veränderungen im Herz-Kreislauf-System. (S)

Wenn Sie mehr über die Symptome erfahren möchten, finden Sie hier eine detaillierte Übersicht.

Fazit: Gut informiert und positiv durch die Wechseljahre

Die Wechseljahre sind ein natürlicher und unvermeidlicher Teil des Lebens einer Frau, ein mehrphasiger Prozess, der von individuellen Verläufen und vielfältigen Symptomen geprägt ist. Ein gutes Verständnis der hormonellen Vorgänge im Körper und der möglichen Begleiterscheinungen ist der Schlüssel, um diese Veränderungen besser einordnen und die eigene Gesundheit aktiv mitgestalten zu können. Wissen bedeutet hier tatsächlich Macht – die Macht, informierte Entscheidungen zu treffen und sich nicht von Unsicherheit oder Mythen verunsichern zu lassen.

Zögern Sie nicht, bei belastenden Beschwerden oder Fragen ärztlichen Rat einzuholen. Ihre Frauenärztin oder Ihr Frauenarzt kann Sie individuell beraten und mögliche Behandlungsoptionen besprechen.

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