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Lion’s Mane

Lion’s Mane (Hericium erinaceus, „Löwenmähne“): Zwischen Hype und Wissenschaft

In den letzten Jahren erlebt der Lion’s Mane Pilz – wissenschaftlich Hericium erinaceus, auf Deutsch auch „Löwenmähne“ genannt – einen regelrechten Hype als natürliches Nootropikum. Insbesondere in der Gesundheits- und Biohacking-Community wird er als Superfood für das Gehirn beworben, dem man Verbesserungen von Gedächtnis, Konzentration und mentaler Klarheit nachsagt. Tatsächlich hat dieser auffällig aussehende Pilz (seine weißen, herabhängenden Stacheln erinnern an eine Löwenmähne) eine lange Tradition in der chinesischen und japanischen Heilkunde. Doch ist die aktuelle Aufregung um Lion’s Mane berechtigt oder übertrifft der Hype die wissenschaftliche Evidenz?

Inhaltsstoffe und potenzielle Wirkungen von Lion's Mane

Lion’s Mane enthält eine Reihe von bioaktiven Inhaltsstoffen, die für die vermeintlichen Wirkungen verantwortlich gemacht werden. Besonders hervorzuheben sind zwei Gruppen von Verbindungen: Hericenone (hauptsächlich im Pilz-Fruchtkörper) und Erinacine (im Myzel). Laborstudien zeigen, dass diese Substanzen neurotrophe Effekte haben – das heißt, sie können das Wachstum und die Funktion von Nervenzellen positiv beeinflussen. Insbesondere wurde beobachtet, dass Hericenone und Erinacine die Produktion von Nervenwachstumsfaktoren (NGF, Nerve Growth Factor) anregen. Ein in-vitro-Experiment mit Mäusezellen ergab z.B., dass bestimmte Hericenone die NGF-Synthese fast so stark steigern konnten wie das Stresshormon Epinephrin. Erinacine zeigen teils sogar noch stärkere Wirkungen auf NGF und haben in Tiermodellen neuroprotektive Eigenschaften, etwa Reduktion von Beta-Amyloid-Plaques und Entzündungen im Gehirn (S).

Diese präklinischen Befunde deuten darauf hin, dass Lion’s Mane durchaus biologisch aktive Komponenten besitzt, die theoretisch Gedächtnisprozesse unterstützen oder neurodegenerativen Erkrankungen entgegenwirken könnten. Zusätzlich werden dem Pilz antioxidative und entzündungshemmende Effekte zugeschrieben, die für die Gehirngesundheit förderlich sein könnten. Wichtig ist jedoch: Solche Effekte wurden größtenteils in Zellkulturen oder Tiermodellen beobachtet. Ob und in welchem Ausmaß diese Mechanismen beim Menschen zum Tragen kommen, muss durch klinische Studien belegt werden.

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Wissenschaftliche Studienlage: Uneindeutige Ergebnisse beim Menschen

Trotz der vielversprechenden Laborergebnisse ist die Studienlage zur Wirkung von Lion’s Mane beim Menschen bisher dürftig und widersprüchlich. Bisher existieren nur wenige klinische Studien am Menschen (S), und ihre Ergebnisse sind nicht einheitlich. Eine häufig zitierte Pilotstudie aus Japan untersuchte ältere Erwachsene mit leichten kognitiven Beeinträchtigungen (Mild Cognitive Impairment, MCI). In dieser Studie erhielten 30 Probanden über 16 Wochen täglich 3 g Hericium erinaceus-Pulver. Am Ende zeigte die Lion’s Mane-Gruppe signifikante Verbesserungen in einem kognitiven Test (Hasegawa-Demenz-Skala) im Vergleich zur Placebo-Gruppe (S). Interessanterweise stiegen die Testergebnisse unter der Pilzeinnahme über die Zeit immer weiter an; vier Wochen nach Absetzen des Präparats fielen sie jedoch wieder deutlich ab (S).

Die Autoren schlussfolgerten, dass Lion’s Mane bei MCI-Patienten die kognitive Funktion verbessern kann, allerdings hielt der Nutzen nur unter kontinuierlicher Einnahme an.

Andererseits gibt es Studien, die keinen Vorteil gegenüber Placebo fanden. So wurde in einer neueren Untersuchung an jungen Erwachsenen getestet, ob Lion’s Mane auch bei gesunden Probanden die Kognition steigert. In diesem vierwöchigen Experiment erhielten College-Studierende täglich eine hohe Dosis von 10 g Hericium erinaceus (versteckt in Muffins) oder ein Placebo-Muffin. Am Ende zeigten sich keine signifikanten Unterschiede zwischen der Pilz-Gruppe und der Placebo-Gruppe in einer Vielzahl von kognitiven Tests – weder bei Aufmerksamkeit, Gedächtnis noch bei anderen Leistungsparametern konnten Verbesserungen durch Lion’s Mane nachgewiesen werden (S).

Die Autoren schlossen daraus, dass diese hohe Dosis über vier Wochen keine messbare Wirkung auf die geistige Leistungsfähigkeit junger, gesunder Erwachsener hatte.

Gesamtfazit der bisherigen Forschung: Die Evidenz ist begrenzt und uneindeutig. Zwar gibt es erste Hinweise auf positive Effekte, jedoch konnten diese Ergebnisse bislang nicht konsistent repliziert werden. Mehrere Untersuchungen – insbesondere an gesunden Probanden – blieben ohne Effekt über Placebo. Wissenschaftler betonen daher, dass deutlich umfangreichere und rigorosere klinische Studien nötig sind, um belastbar zu klären, ob Lion’s Mane beim Menschen tatsächlich kognitive Funktionen verbessert. Bis diese Daten vorliegen, sollten die hochgesteckten Erwartungen an den Pilz kritisch hinterfragt werden.

Bewährtere Alternativen mit besserer Studienlage

Angesichts der unsicheren Datenlage zu Lion’s Mane lohnt der Blick auf Alternativen, die besser erforschte Inhaltsstoffe für die Unterstützung der Gehirnfunktion bieten. Mehrere pflanzliche Nootropika und Nährstoffe weisen bereits eine solidere Evidenz in Humanstudien auf als Hericium erinaceus. Zu den wichtigsten zählen:

  • Brahmi (Bacopa monnieri): Ein traditionelles ayurvedisches Heilkraut, das in Studien kognitive Verbesserungen gezeigt hat. Insbesondere die Gedächtnisleistung scheint durch Brahmi gefördert zu werden. Eine Meta-Analyse von 9 randomisierten Studien mit über 400 Teilnehmern fand, dass Bacopa die Gedächtnisgeschwindigkeit und Aufmerksamkeit signifikant verbessern kann (S).
  • Ginseng (Panax ginseng): Die Ginsengwurzel ist als Adaptogen und Leistungssteigerer bekannt und zählt zu den bestuntersuchten Heilpflanzen weltweit. Zahlreiche kontrollierte Studien – sowohl an gesunden Personen als auch an Patienten – wurden durchgeführt. Die Ergebnisse sind zwar nicht alle einheitlich, doch zeigen mehrere hochwertige Studien Verbesserungen in bestimmten kognitiven Domänen. So berichtete eine Auswertung von fünf Placebo-kontrollierten Studien mit Ginseng bei gesunden Erwachsenen über Verbesserungen in Aspekten von Gedächtnis, Aufmerksamkeit und Lebensqualität nach 8–12 Wochen Ginseng-Einnahme (S).
  • Ginkgo biloba: Das Ginkgo-Extrakt ist ein klassisches Phytotherapeutikum zur Förderung der Gedächtnisleistung und Durchblutung des Gehirns. Ginkgo ist vermutlich der am gründlichsten erforschte pflanzliche Gedächtnis-Booster. Mehrere Meta-Analysen belegen, dass standardisierte Ginkgo-Extrakte (wie EGb 761) bei älteren Menschen mit beginnenden kognitiven Defiziten die geistige Leistungsfähigkeit stabilisieren oder den Abbau verlangsamen können (S).
  • Phosphatidylserin (PS) – Phosphatidylserin ist kein Pflanzenextrakt, sondern ein natürliches Phospholipid, das in den Zellmembranen (besonders von Gehirnzellen) vorkommt. Als Nahrungsergänzung wird meist PS aus Sojabohnen verwendet. Hierzu existieren mehrere klinische Studien, insbesondere mit älteren Erwachsenen. Die Ergebnisse deuten durchgehend auf Gedächtnisverbesserungen hin. In einer doppelblinden Studie mit älteren Probanden mit subjektiven Gedächtnisproblemen führte eine tägliche Supplementierung von 100–300 mg Soja-PS über 6 Monate zu einer signifikanten Verbesserung der Gedächtnisfunktionen, vor allem der verzögerten Erinnerung (Delayed Recall), verglichen mit Placebo (S).

Fazit

Lion’s Mane ist ein faszinierender Pilz mit interessanten biologischen Wirkansätzen. Der aktuelle Hype um Hericium erinaceus als natürliches Wundermittel für das Gehirn ist jedoch kritisch zu betrachten. Die klinische Studienlage beim Menschen ist bislang unzureichend und inkonsistent. Aus wissenschaftlicher Sicht ist Lion’s Mane damit (noch) kein zuverlässig belegter Gehirn-Booster. Wer auf Nummer sicher gehen will, sollte eher auf bewährte Inhaltsstoffe setzen, deren Wirksamkeit besser untersucht ist. Substanzen wie Brahmi, Ginseng, Ginkgo biloba oder Phosphatidylserin verfügen über eine deutlich umfangreichere Evidenzbasis in Bezug auf kognitive Unterstützung.
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