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Taurin

Taurin sorgt für Aufsehen. Ist die Aminosulfonsäure ein vielversprechender Wirkstoff für gesundes Altern?

In der Welt der Longevity-Forschung hat kürzlich eine bahnbrechende Studie über Taurin für Aufsehen gesorgt. Professor Henning Wackerhage, ein renommierter Experte auf diesem Gebiet, teilt in einem aufschlussreichen Podcast-Interview mit Nina Ruge seine Erkenntnisse und Einschätzungen zu diesem vielversprechenden Molekül. Der Podcast "staYoung - Der Longevity-Podcast" wurde am 7. Juni 2024 veröffentlicht. Dieser Artikel fasst die wichtigsten Erkenntnisse und Diskussionspunkte aus dem Interview zusammen.

Was ist Taurin und warum erregt es so viel Aufmerksamkeit?

Taurin ist eine faszinierende Substanz, die oft als Aminosäure bezeichnet wird, obwohl sie technisch gesehen keine ist. Professor Wackerhage erklärt: "Taurin hat die Aminogruppe, aber das hat keine Carboxylgruppe und deswegen kann das nicht im Protein eingebaut werden." Diese einzigartige Eigenschaft macht Taurin zu einem besonderen Molekül im menschlichen Körper.

Interessanterweise wurde Taurin ursprünglich in Ochsengalle entdeckt, woher auch sein Name stammt - "Taurus" bedeutet im Griechischen "Stier". Es ist in vielen Organen des Körpers in hoher Konzentration vorhanden, darunter Muskeln, Augen und Gehirn.

"Bei dem Taurin sind extrem viele Dinge betroffen, die dann verbessert sind." - Professor Henning Wackerhage

Welche bahnbrechenden Erkenntnisse lieferte die Taurin-Studie?

Die Studie, die in Zusammenarbeit mit 50 Instituten durchgeführt wurde, lieferte beeindruckende Ergebnisse. Konkret wurden Verbesserungen in verschiedenen Bereichen beobachtet:

  • Darmgesundheit
  • Bauchspeicheldrüsenfunktion
  • Gehirnfunktion
  • Immunsystem
  • Muskelfunktion

"Man denkt, das ist ja eigentlich viel zu gut, um wahr zu sein, ja, dass so viele Funktionen beeinflusst werden." - Professor Henning Wackerhage

Wie wirkt Taurin im Körper?

Die genauen Wirkmechanismen von Taurin sind noch nicht vollständig geklärt. Es gibt jedoch einige interessante Hypothesen.

"Es gibt so ein paar Hinweise, z.B. gibt es das, nennt sich Taurierung. Das gibt sogenannte Transfer-RNA in Mitochondrien, die werden also gebraucht, um neues Protein aufzubauen, und Mitochondrien sind die Kraftwerke der Zelle, und da kann sich Taurin ran binden." - Professor Henning Wackerhage

Welche Rolle spielt Taurin in verschiedenen Lebensphasen?

Taurin ist in allen Lebensphasen wichtig, von der frühen Entwicklung bis ins hohe Alter. Es ist in hoher Konzentration in der Muttermilch vorhanden und wird daher auch Säuglingsnahrung zugesetzt.

"Jetzt haben wir hier in München auch Daten, und da scheint das nicht so zu sein, dass das Taurin im Alter nach unten geht." - Professor Henning Wackerhage

Kann Taurin das Altern verlangsamen?

Die Studienergebnisse bei Mäusen und Affen sind vielversprechend.

"Die beste Hypothese, um das zu erklären, ist einfach, dass die Mäuse langsam gealtert sind, und wenn man langsam altert, ja, dann funktioniert jedes Organ eigentlich ein bisschen besser." - Professor Henning Wackerhage

Wie sicher ist die Einnahme von Taurin?

Ein großer Vorteil von Taurin ist sein gutes Sicherheitsprofil.

"Das Gute an Taurin ist natürlich, dass das ein super Sicherheitsprofil hat, und das wurde ja schon auch ewig lange in teilweise hohen Dosen ausprobiert, weil die Menschen trinken Energiegetränke wie z.B. Red Bull." - Professor Henning Wackerhage

Wie kann man Taurin zu sich nehmen?

Taurin ist in tierischen Lebensmitteln wie Fleisch, Fisch und Milchprodukten enthalten. Vegetarier und Veganer könnten möglicherweise niedrigere Taurinspiegel haben, obwohl dies noch genauer untersucht werden muss.

Taurin ist auch als Nahrungsergänzungsmittel erhältlich. Professor Wackerhage erklärt zur Bioverfügbarkeit:

"Das wird relativ gut resorbiert, das kommt dann im Blut an, und das bleibt aber dann auch nicht ewig im Blut. Also deswegen vielleicht, ja, wenn jetzt wirklich, wenn man Taurin-Mangel hat z.B. und man entscheidet sich, Taurin zu supplementieren, dass man vielleicht am Morgen was nimmt und am Abend was nimmt." - Professor Henning Wackerhage

Fazit: Ist Taurin der neue Stern am Longevity-Himmel?

Die Forschungsergebnisse zu Taurin sind zweifellos vielversprechend. Während die Tierstudien beeindruckende Ergebnisse gezeigt haben, gibt es auch zunehmend Evidenz aus Humanstudien, die das Potenzial von Taurin unterstreichen.

Eine aktuelle Metaanalyse von 25 randomisierten kontrollierten Studien mit insgesamt 1024 Teilnehmern liefert überzeugende Belege für die positiven Effekte von Taurin auf verschiedene Faktoren des metabolischen Syndroms. Die Analyse zeigte, dass Taurin-Supplementierung zu signifikanten Verbesserungen führte:

  • Senkung des systolischen Blutdrucks um durchschnittlich 4 mmHg
  • Senkung des diastolischen Blutdrucks um durchschnittlich 1,5 mmHg
  • Reduktion des Nüchternblutzuckers um etwa 5,9 mg/dL
  • Senkung der Triglyzeride um etwa 18,3 mg/dL

Die Kombination aus vielversprechenden Tierversuchsergebnissen, positiven Humanstudien und dem guten Sicherheitsprofil macht Taurin zu einem besonders interessanten Kandidaten für Longevity-Therapien und die Prävention altersbedingter Erkrankungen.

Wenn Sie die gesamte Podcast-Folge nachhören möchten, finden Sie diese hier: staYoung - Der Longevity-Podcast mit Professor Henning Wackerhage

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